NLP – diese drei Buchstaben faszinieren, animieren und frustrieren schon seit circa 50 Jahren die europäische und internationale psychologische Welt. Doch was verbirgt sich dahinter?
Vereinfacht könnte man sagen, dass über die Sinne, die Sprache und neue Denkstrukturen ein neues Lebensprogramm kreiert werden kann.
N für neurologisch: Mit allen Sinnen die Welt aufnehmen und im Gehirn auf inneren Landkarten repräsentieren.
L für linguistisch: Über die Sprache Hinweise zur jeweiligen Speicherung bekommen und Informationen geben.
P für Programme: Das sind die geprägten Auswahlprozesse, mit denen wir aufgrund der inneren Landkarten die Denkprozesse und Handlungen steuern.
NLP-Arbeit bleibt nicht bei einer Beschreibung dieser Strukturen stehen, die mit systemisch-konstruktivistischen Ansätzen verwandt und kompatibel sind, sondern setzt an jeder dieser Stellen in der Begleitung der Veränderungsarbeit an. NLP umfasst dabei ein weites Feld von Denkansätzen, Interventionsformen und Methoden, die in verschiedenen Beratungsformen und Lebensbereichen Platz finden. NLP sollte nur respektvoll und ethisch im Rahmen des Klientenauftrages angewendet werden.
NLP-Zielarbeit
Ziele können sehr konkret und sachbezogen oder weiter entfernt, emotional und längerfristig, sogar auf die gesamte Lebensperspektive hin ausgerichtet sein. Wichtig ist, dass das Ziel anziehend ist und sensorisch genau (sichtbar, greifbar, hörbar) beschrieben werden kann, damit eine Zielappetenz beginnt. Für die genaue und selbstbestimmte Beschreibung des Ziels gibt es in einer Art „Zielrahmen“ Regeln, die das angestrebte Ziel mit den persönlichen Wünschen und den unbewussten Anteilen besser verbinden helfen. An den Hindernissen zum Ziel, an der Ökologie (was es im System auslöst), der Vernetzung (Ressourcen im Kontext) und der Evidenz (woran man merken wird, dass man sein Ziel erreicht hat) wird dann in den Sitzungen weitergearbeitet. So entsteht vom gegenwärtigen Zustand zum Zielzustand hin ein Bogen, der bewusst und unbewusst wirken kann.
Vom Problem zum Ziel: ein Praxisbeispiel
Eine Supervisandin, circa 35 Jahre alt, Sozialpädagogin, ist unzufrieden mit ihrer Arbeit. Sie findet es schwer, täglich aufzustehen und ins Heim zu gehen. Die Kinder und Eltern nerven sie, und auch das Verhältnis zur Chefin ist nicht gut. Sie macht ihre Arbeit nur noch aus Routine und weil sie das Geld braucht. Sie möchte durch die Supervision erreichen, dass es ihr besser geht, sie wieder gerne arbeitet, Geld verdient und sich selbst verwirklicht.
Sie erinnert sich, dass sie ursprünglich Theaterwissenschaft studiert und Regisseurin werden wollte. In der Supervisionssitzung wählt sie symbolische Gegenstände aus, die ihr Ziel visualisieren: einen Delphin, der einen Ball balanciert, eine weit geöffnete Blüte und einen schweren rötlichen Stein mit einer spiralförmigen Form im Zentrum. Diese Symbole helfen ihr, einen Zielsatz zu formulieren, der ihre tiefsten Wünsche und ihren Platz in der Welt ausdrückt. Dieser lautet: „Aus meinem tiefen inneren Wissen finde ich spielerisch und leicht meinen Platz in der Welt und nutze ihn für mich und mit anderen.“
Kommentar: Sinnesspezifische Repräsentation in der Sprache
Wir kommunizieren leichter, wenn wir an den bevorzugten Sinneskanal eines Menschen anschließen. Bei dieser Supervisandin wurden kinästhetische Ausdrücke verwendet, um ihr einen besseren Zugang zu ihren unbewussten Bedürfnissen zu ermöglichen. Im NLP nennt man das Pacen, das Angleichen, um dann zum Leaden, zum Führen, überzugehen.